Gebrüder Christian und Engelbert Rhodius
Virneberg-Kreuz von 1840 der Gebrüder Rhodius, restauriert 1874, erneuert 1986 durch den St. Joseph Bürgerverein Rheinbreitbach Foto: Dankward Heinrich |
Rheinbreitbacher Bergbau und die Gebrüder Rhodius
"In der Zeit um 1797 weiteten Engelbert und Johann Christian ihren kaufmännischen Aktionsradius aus. Sie erkannten die Zeichen der Zeit und investierten in die beginnende Industrialisierung. Ihre finanzielle Beteiligung am traditionsreichen Bergbau der Siebengebirgs-Region galt den Bergwerken „St. Marienberg“ und „Carlsglück“ bei Rheinbreitbach sowie der „Theresiengrube“ im Einsiedeltal in Bad Honnef – soweit ein geologisches Taschenbuch des Siebengebirges von Ferdinand Wurzer aus dem Jahr 1805.
Zu den Geschäftspartnern bei der „Gewerkschaft St. Marienberg“, so der Fachterminus für ein bergrechtliches Unternehmen, gehörten angesehene Kaufmanns-Familien des Fürstentums Wied.
Mit Carl Remy aus Rasselstein bei Bendorf und insbesondere mit Carl Bleibtreu, Fabrikant und fürstlich-wiedischer Hofkammer-Rat, sowie seinen Söhnen Leopold und Abraham Bleibtreu pflegten Engelbert und Johann Christian Rhodius sowie deren Söhne engen Kontakt. Der Briefwechsel aus den Jahren 1837 bis 1843 belegt den freundschaftlichen Charakter der Geschäftsbeziehungen. Dies lag möglicherweise auch daran, dass in einem weitgehend katholischen Umfeld beide Familien dem protestantischen Bekenntnis angehörten.
„St. Marienberg“ war eine Kupfererzgrube, und so ist es nicht verwunderlich, dass auch zwei Schwäger Carl Bleibtreus, die Gebrüder Bolckhaus, am Rheinbreitbacher Bergbau beteiligt waren, betrieben diese doch zu Köln eine bedeutende Kupferhandlung. Vom Bergwerk „St. Marienberg“ ist bekannt, dass zwei Schächte niedergebracht wurden: der Gotthelf- und der Engelbert-Schacht. Für den letzteren und die sogenannte Engelbert-Strecke wird aller Wahrscheinlichkeit nach Engelbert Rhodius der Namenspatron gewesen sein. Bereits 1822 wurde am Gotthelfschacht eine Dampfmaschine eingesetzt. Die Verwendung dieser damals innovativen Technik ist ein sicheres Zeichen für die Finanzkraft der Betreiber. 1826 verkauften die Gebrüder Rhodius jedoch ihre Anteile und verarbeiteten für einige Jahre lediglich noch vorhandene Pocherze.
Die Gewerkschaft „St. Josephsberg“
Die Kapelle St. Martin in Bad Honnef - Selhof, 1735 wiederaufgebaut mit Spenden Selhofer Bergleute des Bergwerks St. Joseph in Rheinbreitbach Foto: Dankward Heinrich |
Zur Gewinnung des Kupferkieses hatten die Gebrüder Rhodius ab 1821 auch die „St. Josephsberger“ Grube am Rheinbreitbacher Virneberg übernommen. Schon die Römer scheinen dort Bergbau betrieben zu haben, fand man doch in den Anlagen Münzen aus der Zeit des Antoninus Pius. Mit einigen wenigen Unterbrechungen waren durchgehend Kupfererze abgebaut worden und es war damals bekannt, dass der Kurfürst von Köln mehr Zehnt-Einnahmen aus der „St. Josephsgrube“ als aus dem gesamten Amt Unkel erzielte.
Zunächst beschränkten sich die Gebrüder Rhodius auf den Abbau der mageren Haldenerze und das Absuchen der alten Baue nach verwertbaren Kupfererzen. Parallel zum Ausbau der Sterner Hütte [Linz] entschlossen sie sich jedoch 1832 zur Aufnahme des Tiefbaus, um an die noch unerschlossenen, reichhaltigeren Erze zu gelangen. Deshalb wurde auch der eingebrochene „St. Josephsberger“ Grundstollen wieder aufgewältigt sowie neu verzimmert und mit einer 1.044 m langen eisernen Schienenfahrt, einer Grubenbahn, ausgestattet. Zur Vorantreibung des Tiefbaus wurde 1840 darüber hinaus ein neuer, mit einer 12-PS-Dampfmaschine betriebener Schacht angelegt, benannt „Regenten-Schacht“. Die Namensgebung mag der Bruder Carl Christian Rhodius (1792 bis 1848), Mitglied des Preußischen Landtages, angeregt haben. Möglicherweise wollten die Gebrüder Rhodius aber auch nach dem Tod des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. dessen Sohn und Nachfolger auf dem Thron Friedrich Wilhelm IV. ehren, der wegen seiner Genehmigung des Dombauvereins zu Köln, die sein Vater noch verweigert hatte, im Rheinland sehr beliebt war.
Die Kosten für den Ausbau waren beträchtlich gewesen und in einer Beschreibung der gesamten Anlage aus dem Jahr 1850 heißt es: „Die Maschine auf dem Regentenschacht ist eine vortrefflich construirte doppelt wirkende Hochdruck-Dampfmaschine von etwa 12 Pferdestärken, welche mittelst eines Zahnrades und Vorgeleges zweier abwechselnd anhebenden anhebenden Druckpumpen Ausfluss auf den Stollen verschafft. Die Erfahrung hat gelehrt, daß es nur nöthig ist, die Maschine in 24 Stunden 8 mal anzulassen und jedesmal circa 3/4-Stunden im Spiele zu erhalten. In der Minute wurde 16 cub. Fuß Wasser in den Stollen ergossen.“ Zur Erläuterung: 16 preußische cub. Fuß entsprechen rund 500 Litern.
Schlussstein der Kapelle St. Martin in Bad Honnef - Selhof Foto: Dankward Heinrich |
Zunächst beschränkten sich die Gebrüder Rhodius auf den Abbau der mageren Haldenerze und das Absuchen der alten Baue nach verwertbaren Kupfererzen. Parallel zum Ausbau der Sterner Hütte [Linz] entschlossen sie sich jedoch 1832 zur Aufnahme des Tiefbaus, um an die noch unerschlossenen, reichhaltigeren Erze zu gelangen. Deshalb wurde auch der eingebrochene „St. Josephsberger“ Grundstollen wieder aufgewältigt sowie neu verzimmert und mit einer 1.044 m langen eisernen Schienenfahrt, einer Grubenbahn, ausgestattet. Zur Vorantreibung des Tiefbaus wurde 1840 darüber hinaus ein neuer, mit einer 12-PS-Dampfmaschine betriebener Schacht angelegt, benannt „Regenten-Schacht“. Die Namensgebung mag der Bruder Carl Christian Rhodius (1792 bis 1848), Mitglied des Preußischen Landtages, angeregt haben. Möglicherweise wollten die Gebrüder Rhodius aber auch nach dem Tod des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. dessen Sohn und Nachfolger auf dem Thron Friedrich Wilhelm IV. ehren, der wegen seiner Genehmigung des Dombauvereins zu Köln, die sein Vater noch verweigert hatte, im Rheinland sehr beliebt war.
Die Kosten für den Ausbau waren beträchtlich gewesen und in einer Beschreibung der gesamten Anlage aus dem Jahr 1850 heißt es: „Die Maschine auf dem Regentenschacht ist eine vortrefflich construirte doppelt wirkende Hochdruck-Dampfmaschine von etwa 12 Pferdestärken, welche mittelst eines Zahnrades und Vorgeleges zweier abwechselnd anhebenden anhebenden Druckpumpen Ausfluss auf den Stollen verschafft. Die Erfahrung hat gelehrt, daß es nur nöthig ist, die Maschine in 24 Stunden 8 mal anzulassen und jedesmal circa 3/4-Stunden im Spiele zu erhalten. In der Minute wurde 16 cub. Fuß Wasser in den Stollen ergossen.“ Zur Erläuterung: 16 preußische cub. Fuß entsprechen rund 500 Litern.
Es begann nun eine neue, rege Tätigkeitsperiode. Da die Dampfmaschine auch die Förderung erheblich erleichterte, wurden die Gebäude zur Erzaufbereitung vom Grundstollen im Breitbachtal an den Virneberg verlegt. Zu dieser Zeit befanden sich auf der Grube „St. Josephsberg“ „außer dem Dampfmaschinengebäude nebst Pumpen, Förderkorb und Dampfkessel: Ein Kohlenmagazin, eine Werkschmiede, drei Wohngebäude, eine Stallung für 4 Pferde, ein Pulverhaus, ein Pochwerk mit 10 Stempeln, eine Erzmühle, zwei Röstöfen, eine Erzwäsche mit einem Wasserrade, eine Trommelwäsche, eine Auslaugevorrichtung für Kupfererze, ein Lokal zum Aufbewahren der reicheren Erze und ein Lokal zum Aufbewahren des Zementkupfers. Ferner gehörten dazu 29 Morgen [entspricht
7,4 Hektar] Grundeigentum, bestehend in: Hütten-, Holz-, und Haldenplätzen, Teichen etc“. 1840 förderte die Knappschaft mit 51 Bergarbeitern unter Tage 8.524 Tonnen Erz allein aus dem Virneberg.
Das heute noch vorhandene Bergwerkskreuz der „St. Josephsberger Gewerkschaft“ weist in der Summe seiner beiden Chronogramme die Jahreszahl 1840 und den Namen Rhodius auf. Dies lässt darauf schließen, dass die Gebrüder Rhodius das Kreuz gestiftet haben. Es steht damit in direktem Zusammenhang mit dem Beginn der durch Dampfkraft modernisierten Betriebsperiode am Regenten-Schacht.
Trotzdem sahen sich die Gebrüder Rhodius zu Beginn der 1850er Jahre gezwungen, die Hüttenwerke aufzugeben und zu verkaufen. Dies hatte mehrere Gründe. Zum einen gab es bereits damals Proteste der Bevölkerung gegen den Betrieb der Vitriolsiedehütten [Linz]. Von Beginn an nahmen die Gebrüder Rhodius die Klagen der Linzer über Rauch- und Kohlenstaubbelästigung sehr ernst und begegneten ihnen, indem sie sämtliche umliegenden Grundstücke aufkauften und 1849 ein neues System der Gasfeuerung einführten. Zum anderen war sich Christian Rhodius hinsichtlich der bislang nicht ernsthaft betriebenen Erzverhüttung auch der Wettbewerbssituation zu den an der Ruhr gelegenen Hütten bewusst. Dies legt eine von den Leitern des Bonner Oberbergamts, dem Geologen Heinrich von Dechen und dem Professor für Mineralogie und Bergwerkswissenschaften Johann Jacob Noeggerath, im August 1850 aus Anlass des beabsichtigten Verkaufs erstellte Denkschrift über die Gruben-und Hüttenwerke der Gebrüder Rhodius nahe. [...]
7,4 Hektar] Grundeigentum, bestehend in: Hütten-, Holz-, und Haldenplätzen, Teichen etc“. 1840 förderte die Knappschaft mit 51 Bergarbeitern unter Tage 8.524 Tonnen Erz allein aus dem Virneberg.
Das heute noch vorhandene Bergwerkskreuz der „St. Josephsberger Gewerkschaft“ weist in der Summe seiner beiden Chronogramme die Jahreszahl 1840 und den Namen Rhodius auf. Dies lässt darauf schließen, dass die Gebrüder Rhodius das Kreuz gestiftet haben. Es steht damit in direktem Zusammenhang mit dem Beginn der durch Dampfkraft modernisierten Betriebsperiode am Regenten-Schacht.
Altes Virneberg-Kreuz Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach |
Reste des alten Virneberg Kreuzes - heute im Heimatmuseum Rheinbreitbach Foto: Dankward Heinrich |
Verkauf der Hüttenwerke
Noch in den vierziger Jahren investierten die Gebrüder Rhodius in bedeutende Modernisierungen der Ofenanlagen auf den Hütten. [...]Trotzdem sahen sich die Gebrüder Rhodius zu Beginn der 1850er Jahre gezwungen, die Hüttenwerke aufzugeben und zu verkaufen. Dies hatte mehrere Gründe. Zum einen gab es bereits damals Proteste der Bevölkerung gegen den Betrieb der Vitriolsiedehütten [Linz]. Von Beginn an nahmen die Gebrüder Rhodius die Klagen der Linzer über Rauch- und Kohlenstaubbelästigung sehr ernst und begegneten ihnen, indem sie sämtliche umliegenden Grundstücke aufkauften und 1849 ein neues System der Gasfeuerung einführten. Zum anderen war sich Christian Rhodius hinsichtlich der bislang nicht ernsthaft betriebenen Erzverhüttung auch der Wettbewerbssituation zu den an der Ruhr gelegenen Hütten bewusst. Dies legt eine von den Leitern des Bonner Oberbergamts, dem Geologen Heinrich von Dechen und dem Professor für Mineralogie und Bergwerkswissenschaften Johann Jacob Noeggerath, im August 1850 aus Anlass des beabsichtigten Verkaufs erstellte Denkschrift über die Gruben-und Hüttenwerke der Gebrüder Rhodius nahe. [...]
Erst am 29. Dezember 1852 kam ein Vertrag mit der Pariser Gesellschaft Donon, Aubry et Comp. zu Stande und die Witwen Carl Christians und Friedrich Eduards konnten laut Bilanzbuch schon 1853 ausbezahlt werden. Allerdings hatten die Franzosen nicht sämtliche im Besitz der Gebrüder Rhodius befindlichen Hütten- und Bergwerke gekauft, sondern vor allem die Sterner Hütte und die Kupfererzgrube „St. Josephsberg“. [...]
Bereits in den sechziger Jahren gingen die Sterner Hütte und die Grube „St. Josephsberg“ in den Besitz einer englischen Bergwerks-Gesellschaft [Virneberg Copper + Mining Company] über, die die Schachtanlage Ende der 1870er Jahre stilllegten."
Quelle: Gebrüder Rhodius 1827 -2002 - 175 Jahre rheinisches Unternehmertum, Hrsg. Gebr. Rhodius GmbH & Co. KG, Burgbrohl 2002, 12-14, 24-32
Quelle: Gebrüder Rhodius 1827 -2002 - 175 Jahre rheinisches Unternehmertum, Hrsg. Gebr. Rhodius GmbH & Co. KG, Burgbrohl 2002, 12-14, 24-32
Der Männergesangverein MGV Concordia 1988 in Bergmannskleidung am Virneberg Quelle: MGV Concordia: 150 Jahre Männergesangverein Concordia 1848 Rheinbreitbach, 1998, 28 |