Der Schuster und Bergmann Peter Jos. Westhofen und die Franzosen
Quelle: Westhofen-Chronik
Zu Napoleons I. Zeiten war ein Peter Jos. Westhofen, Bergmann und Schuhmacher. Es wird von ihm eine wahre Begebenheit erzählt. Er hatte in seinem Weinberg gearbeitet und kam gerade an der Leonardus Kapelle mit seinem Bündel alter Weinbergspfähle, als ein großer Zug Franzosen durch Rheinbreitbach kam, welche in Rolandseck übergesetzt hatten. Als der Zugführer, ein Captain, die Leonardus-Kapelle sah, ließ er halten und zeigte seinen Soldaten mit den Worten „Oh Leonardo, Leonardo“ die Kapelle. Und es sammelte sich viel Volk an.
Auf einmal kam ein Soldat vor meinen Urgroßvater zu stehen und ruft ihm zu „Hallo Bauer“. Dabei zeigte er auf die ganz neuen Schuh, die der Urgroßvater an hatte, und sagte „Bauer Schang schieren“. Die anderen wichen zurück. Und was sollte mein Urgroßvater machen? Er musste seine neuen Schuhe mit dem Franzmann seine alten zerrissenen umtauschen. Das hat nun nicht gerade so ruhig hergegangen.
Dadurch wurde der das Kommando führende Offizier aufmerksam auf ihn und hat sich mit ihm auf ein Gespräch eingelassen wegen des Westerwalds, Neustadt, Altenkirchen usw. In der Zeit waren die Schuhe umgezogen. Da packte er meinen Urgroßvater am Kragen und sagte, jetzt sind Sie unser Führer, ich habe gehört, Sie wissen gut Bescheid. Was sollte er machen? An der Spitze mit dem Offizier marschierten sie durch Rheinbreitbach dem Wald zu. Er hatte keine Zeit mehr, seine Familie zu benachrichtigen.
Vor dem Dorf wurde noch mal Halt gemacht, und nun bekam der Führer von einem Soldaten einen schweren Tornister aufgehängt. Da ging es im Schritt weiter und jeder wird wohl seine eigenen Gedanken gehabt haben. Die Franzmänner werden froh gewesen sein, so leicht einen Lastenträger bekommen zu haben. Er dagegen konnte mit seinen schlechten Schuhen nicht voran und die Last auf der Schulter drückte ihn so, dass er über einen Fluchtversuch nachdachte und als alter kundiger Bergmann hatte er auch seinen Kriegsplan bald fertig vor sich.
Sie kamen in die Nähe vom Virneberg, genannt am Reckeck (Pochwerk ?). Das ist wo man am Virneberg um die Ecke biegt, und man oben das kurz-Loch sehen kann. Da meldete sich der Führer, er müsste austreten. Es gingen immer 2 Soldaten neben ihm. Etliche Meter unter dem Weg ging ein Grundstollen auf den Hauptschacht hinein. Dieser führte dann weiter am Schacht vorbei und am kurzen Loch wieder heraus. Zuerst legte er seinen schweren Affen ab. Die Soldaten machten halt. Sodann ging er gerade auf den Stollen los, in dem er an seiner Hose arbeitete. Die beiden Soldaten hielten ihn im Auge, aber auf einmal machte er einen Satz und weg war er im Stollen.
Die Soldaten warteten auf seine Rückkehr, aber es wird ihnen doch zu lange gedauert haben, denn wie mein Urgroßvater in dem dunklen Berge schon bald den halben Weg geschafft hatte, hörte er Schießen. Es muss sich schön angehört, zumal da er sicher war, dass ihn keiner treffen konnte. Jedoch hat er seine Flucht so gut es ging beschleunigt, bis er am kurzen Loch zu Tag wieder heraus war. Vorsichtig hat er sich zuerst nach den Franzmännern umgesehen und musste lachen, als er sah, dass sie unten am Grundstollen so fleißig wie die Ameisen am zumauern waren u. zwar so, wie er sich später überzeugte, dass er da nicht mehr hinaus gekonnt hätte.
Nun ist er am alten Dahm (?) vorbei (da lag ein Privat-Gebäude mit Namen Dahm; es ist jetzt schon alles verschwunden, nur noch Mauerreste und alte Zwetschgenbäume sind noch da). Da hat er sich in dem Berg solange versteckt bis die Franzmänner unten ganz nah an ihm vorbei marschiert waren dem Westerwald zu. Dann ist er wohl nach Hause gegangen. Es bleibt zu erwähnen, dass es sehr lebensgefährlich war ohne Licht durch die Erde den langen Weg zu machen und nur als kundiger Bergmann konnte er es wagen. Zuerst hat er sich nicht in Breitbach sehen lassen. Er dachte immer, die Franzosen kämen wieder zurück. Nachher hat er es seinen Nachbarn erzählt, welche dann meinten, er hätte den Tornister mit all dem Gelde mitbringen sollen. Er aber sagte, sein Leben wäre ihm lieber.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Welche Erinnerungen, Informationen haben Sie an die Heimatgeschichte Rheinbreitbachs? Hier können Sie diese schildern.