Diesen Blog durchsuchen

Der Bauernfänger von der gräflichen Ölmühle oder der Fall Kronenberg


Der Bauernfänger von der gräflichen Ölmühle oder der Fall Kronenberg

Quelle: Westhofen-Chronik





Am Mühlstein, hier Holzlarer Mühle, Juni 2017
Foto: Dankward Heinrich


1875 oder 1876 wurde hier in Rheinbreitbach eine weit verzweigte Bauernfänger- oder Falschmünzerbande aufgedeckt. 

Einer namens Kronenberg kam aus der Eifel bei Euskirchen weg mit seiner Familie und übernahm hier die Ölmühle vor der alten Burg. 

Er konnte sich nach den damaligen Verhältnissen gut helfen u. lebte unauffällig. Später in den 70iger Jahren wurden wir Kinder aufmerksam, da seine Söhne, die haben ungefähr mein Alter, viel mehr Geld hatten als wir anderen Kinder. Kronenberg reiste viel, was den Leuten auffiel. Auch seine Kleider waren auffällig. Die damals besten Situierten und Wohlhabendsten im Dorf waren seine Freunde und es war ein kameradschaftlicher Bund zwischen den Handwerkern und Geschäftsleuten. 

Dass da etwas Besonderes vorlag, hatten Uneingeweihte längst gemerkt. Da auf einmal Sonntagmorgen kamen 2 Gendarmen und das Gericht und es wurde bei Kronenberg Hausdurchsuchung abgehalten. 

Tatsache ist aber, dass einer namens Johann Düren, genannt der Graf Schang, schon vorher das Eigentum von Kronenberg sich all auf seinen Namen hat schreiben lassen.
(Hier ist zu erwähnen, dass der J. Düren Graf genannt wurde, weil er ein netter junger flotter Junggeselle war, und sich schon als Graf in Alfter bei Bonn hatte sehen lassen, mit Dienerschaft, es ging um ein reiches Mädchen zu kapern. Er ist aber als Junggeselle Anfang 1900 gestorben. Daher hatte er auch den Namen Graf von Alfter).


Und auch waren die Kronenberg des morgens früh am Tage der Hausuntersuchung schon gewarnt worden, denn ganz sicher ist, dass sie des morgens früh eine Schürze voll Geld oben bei der alten Frau Wirtz, welche zur Miete da wohnte, gebracht hatten und in den untersten Strohsack in das Bett geschüttet hatten. 

Was u. wie viel konnte die Frau nicht sagen, denn die Frau Wirtz konnte nicht lesen und schreiben und kannte kein Geld. Sie war aus dem Westerwald gebürtig und damals gab es daher noch viele auf dem Lande. Ich habe selbst hier in Breitbach mehrere gekannt, welche ihren Namen mit einem x machten. 

Des Abends hat Frau Kronenberg das Geld wieder geholt. Nach der Hausdurchsuchung wurde die Kronenberg mitgenommen und es hat eine großartige Gerichtsverhandlung stattgefunden. Da ist vieles an das Tageslicht gekommen, aber auch viele dachten unser Geld ist doch fort und wieder bekommst du es nicht, nun bist du lieber still, dann wirst du auch nicht ausgelacht. 

Hauptsächlich war ihnen vorgeschwindelt worden, für 100 Mark bekämen sie 300 Mark usw. Natürlich war da zu verstehen gegeben worden, dass das Dreifache falsches Geld war. Daher war auch so lange Jahre keine Anzeige, weil die Geldbringer sich selbst strafbar gemacht hatten. Ob falsches Geld in Umlauf gebracht ist worden, ist bei der Verhandlung wohlweislich nicht herausgekommen. 

Die meisten wurden nach Köln, Düsseldorf, Bonn, Euskirchen hinbestellt, wenn sie einen Haufen Geld zusammen hatten. Da kamen sie nun in ein dazu bestimmtes Haus, wurden sehr freundlich empfangen und in das bessere Zimmer geführt und ihnen aufgetischt, auch nette Damen, wenn es angebracht war, spielten eine Rolle mit. 

Es wurde dann geheimnisvoll gesprochen, wie viel Geld sie mitgebracht hätten, dann wurde es gezählt, und einer nahm das Geld nun ins Nebenzimmer, das dreifache zu holen, um dann von da aus zu verschwinden. 

Der andere wartet auf die Rückkehr und musste dann endlich nach Hause gehen und froh sein, dass ihm anders nichts passierte, denn der Eigentümer vom Haus hatte die Zimmer auf einige Stunden vermietet. 

Wenn es angebracht war und die Geldeinnehmer kannten schon ihre Kunden ehe die da waren, machten die Damen das Geschäft und es blieb ihnen auch nichts anderes übrig als den Mund zu halten. Auch soll der Wein schon durch eine geheime Kraft die Arbeit verrichtet haben. Und so sind viele um ihr schönes Geld gekommen. 

Da war einer, der hatte sein ganzes Hab und Gut flüssig gemacht und hatte auch noch von seinem Bruder seine Ersparnisse genommen. Er wollte sofort reich werden und war mit einem Schlag arm. Sein Bruder war der Verzweiflung nahe, aber es half nichts, es war fort. 

Und so könnte man noch mehr schreiben, auch die Namen, aber das hat ja keinen Wert. Die Hauptübeltäter waren verschwunden, und Kronenberg erhielt etliche Jahre Gefängnis. 

Von den Geldbringern ist keiner bestraft worden. Es war kein Strafantrag gestellt und die waren ja auch bestraft genug. 

Die Anzeige war von 2 Brüdern aus Honnef gemacht worden, welche auch ihr gutes Geld fort gebracht haben. Es waren Müllermeister und reparierten dem Kronenberg die Mühle, wie das nun war? Sie haben es zur Anzeige gebracht ohne dass ihnen einer was machen konnte. 

Die Familie Kronenberg ist hier gestorben und fortgezogen ist ein Sohn nach dem Siegtal und einer nach Düsseldorf. 
Der Kronenberg selbst ist als armer Mann gestorben. Er war immer leidend u. hatte demzufolge sein Leben satt. Und so hat er dann noch am Ende Hand an sich selber gelegt. Es heißt, sein Verstand war umnachtet.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Welche Erinnerungen, Informationen haben Sie an die Heimatgeschichte Rheinbreitbachs? Hier können Sie diese schildern.