Burg Steineck, früher Elisenhof


Burg Steineck (1895)

(Früher: Elisenhof - Wildbornhof  -Blindenheim 

Simrock-Straße 7


Umgeben von Weingärten Ende des 19. Jahrhundert - das Hotel Elisenhof, die heutige Burg Steineck


Hotel Elisenhof vor 1899 noch mit großem Werbeschriftzug auf dem Dach,
links oben am Waldrand die Ruine des Irleturms, rechts hinter dem Hotel ein Weinberg

Quelle: Privat, alte Ansichtskarte



Neueröffnung Hotel Elisenhof 1909
Quelle: Honnefer Volkszeitung



Elisenhof um 1911, rechts sind hinter dem Haus noch Weinstöcke zu sehen
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach,  Postkarte


Der Elisenhof wurde 1885 als Hotel-Pension errichtet. Gerühmt wurde der Panoramablick von der Terrasse, der noch nicht durch umliegende Bauten und Vegetation eingeschränkt wurde. Am Turm Richtung Rhein befindet sich die neugotische Statue der Heiligen Elisabeth, der der Dichter Apollinaire in einem seiner Rheinischen Gedichte ein literarisches Denkmal gesetzt hat.


Inhaber: 

  • Carl Bornheim (1911)
  • Roggler (1923)
  • Geschw. Brenig (1937)
  • Erben Konsul Meyer
  • J. J. Bornheim
  • Herriger (1937, 1955)
  • Aloys Grass (2012)



Elisenhof - Werbung, 1911
Quelle: Saget: Bad Honnef - das deutsche Nizza in Rheinlands Paradies, 1911


1906 Blick vom Elisenhof ins Rheintal nach Honnef
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach, Postkarte 



Elisenhof

Unter hohen Walnußbäumen
führt die Straße uns dahin, 
Landschaftsbilder sie umsäumen, 
die erfreuen Herz und Sinn. 
Und im grünen Rebgelände, 
wie ein Veilchen fast versteckt, 
das durch seines Duftes Spende 
von dem Sucher wird entdeckt, 
liegt Rheinbreitbach, angeschmieget 
an der Berge breiten Brust, 
gleich dem Kinde, sanft gewieget 
von der Mutter Lieb’ und Lust. 

Hier ist gute Rast zu halten; 
denn der Freude Fahnen sich
über diesen Ort entfalten 
und sie laden minniglich 
ein zu fröhlichem Behagen 
an des Weines Edelborn, 
wo in wonnevollen Tagen 
Rosen blühen ohne Dorn; 
wo des Lebens Feierstunden, 
von des Friedens sanfter Hand
reich mit Blumen sind umwunden 
aus der Freude Heimatland. 

Und dort an dem Bergesrande
eine Burg aus Felsgestein! 
Herrscherin im schönen Lande,
grüßt von Ferne sie der Rhein. 
Hin zu ihr! Die Lustbegierde 
drängt. Wer könnte widersteh’n, 
diese vielumkränzte Zierde 
in dem vollen Schmuck zu seh’n? 
Elisenhof! In weitem Garten 
steht die Burg, die wir geschaut, 
frohe Gäste zu erwarten, 
ward sie festlich hier erbaut. 

Vor uns in gedehnter Breite 
liegt des Rheinlands Paradies,
fern vom bunten Alltagsstreite
Feenhand den Weg uns wies 
zu der herrlichen Idylle, 
die in Fülle uns gewährt, 
was in weihevoller Stille 
von der Schönheit Glanz verklärt. 
Welche Schau! Wer will in Worten
schildern, was das Auge sieht, 
was an ihm durch off’ne Pforten 
ewig neu vorüberzieht? 

Hier in frohem Kreis zu weilen, 
hier zu leben manchen Tag, 
wo entzückt die Blicke eilen 
bei der Herzens lautem Schlag, 
durch die lieblichen Gefilde, 
von den Bergen grün umkränzt, 
und geeint zu einem Bilde, 
das in Farbenpracht erglänzt; 
wer kann mehr zum Lobe sagen 
dir, Elisenhof? Fürwahr, 
hier verstummen alle Fragen,
wo die Schönheit offenbar! 

Quelle: Saget: Bad Honnef - das deutsche Nizza in Rheinlands Paradies, 1911, 70-75. 




Burg Steineck mit Gartenteich
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach


Blindenheim Burg Steineck - die Zinnen und Balkone wurden entfernt, 
links Mitte die Heilige Elisabeth
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach, Postkarte



Elisenhof 1918, Billiardzimmer
Photo: Carl Bornheim, Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach

Elisenhof 1918, Salon
Photo: Carl Bornheim, Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach

Ehemalige Gäste:

Josef Winckler  (1881 - 1966)

  • Sommerfrischler im Elisenhof


Guillaume Apollinaire (1880 - 1918)

  • Besucher von Rheinbreitbach, wohnhaft in Honnef
  • Poetische Verarbeitung von Eindrücken in Rheinbreitbach wie hier von der Heiligen Elisabeth am Elisenhof


Die Nennung der Heiligen Elisabeth bezieht sich auf die ehemalige Hotel-Pension Elisenhof. Am Turm dieser auch Burg Steineck genannten Anlage schaut eine Statue der namensgebenden Patronin, der Heiligen Elisabeth, mit einem Korb Rosen in den Händen nach Norden über die Streuobstwiesen von Honnef-Selhof am Drachenfels vorbei in das Tiefland, wo bei klarem Wetter in der Ferne der Kölner Dom zu sehen ist. Auf ihn bezieht sich der Vers mit dem "Soldaten der strickt und barfuß geht". Das ist ein lyrischer Kölner Roter Funk, wie ihn Apollinaire auch in einigen anderen Gedichten nicht ohne Anklang an Heinrich Heines Gedicht Kobes I beschrieben hat.
Quelle: Kurt Roessler: Der Dichter Guillaume Apollinaire und Honnef, Verlag Kurt Roessler, Bornheim, 2008, 141-153


Elisenhof / Burg Steineck: Die Heilige Elisabeth
Foto: Dankward Heinrich


Die Heilige Elisabeth schaut ins Rheintal
Foto: Dankward Heinrich


Guillaume Apollinaire:

Cet oiseau langoureux et toujours irrite... (Dieser sehnsuchtsvolle und immer scheue Vogel...)


Dieser sehnsuchtsvolle und immer scheue Vogel...
Das ist ein Bogen Deine Laute und er zielt auf dein Herz
Denn sein Lebensinhalt war nur dein Leiden
Und seine Blendung hat dir den Himmel der Klarheit geöffnet

In den Obstgärten von Avalon von den Äpfeln verführt
Hat der Sänger beim Mundraub die Myrrhe verloren
Die Dame auf dem Turm lächelt wenn man sie bewundert
Irren wir im Schatten wo die Hydra letzten Sommer gepfiffen hat

Die Heilige Elisabeth hält die letzte Rose hin
Für den Soldaten der strickt und barfuß geht
Wenn die Nacht eine griesgrämigen Zauberer auf die Stirne küßt



Rose an der Mauer zur Korfgasse im Park der Oberen Burg
Foto: Dankward Heinrich







Kriegsgefangenenlager

In den Kriegsjahren 1940 bis etwa 1943 diente Burg Steineck als Kriegsgefangenenlager. Etwa 30 französische Kriegsgefangene waren hier untergebracht.



Blindenheim Burg Steineck - die Zinnen und Balkone wurden entfernt, 
links Mitte die Heilige Elisabeth
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach, Postkarte



Blindenheim mit Park
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach


Herrigers Blindenerholungsheim

1953 erwarb der Blindenverband Nordrhein aus Düsseldorf das Grundstück. Bis 1974 war "Burg Steineck" ein beliebtes Ferienhotel für Blinde. Und die Blinden waren gerne Gäste im nahe benachbarten Weinlokal Lindener.






Vom 11. bis 19. April 1954 fand im damaligen Blindenerholungsheim Burg Steineck die "2. Gesamtdeutsche Meisterschaft im Blindenschach" statt. Sieger wurde mit 6,5 Punkten der damalige Blindenschachmeister Herr Wilhelm Würtz aus Köln. Auch 1955 und 1958 war Rheinbreitbach wieder Austragungsort - diesmal der "Deutschen Meisterschaften im Blindenschach".
Quelle: Deutscher Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund e. V.


Mindestens eine der Veranstaltungen wurde seinerzeit sogar im Deutschen Fernsehen übertragen.
Quelle: Franz Bornheim, Rheinbreitbach

Vom 12. bis 16. April 1958 wurde auf Initiative des "Deutschen Blindenschachbundes" (DBSB) im Blindenerholungsheim Burg Steineck der 1. Internationale Blindenschachkongreß mit Delegierten aus sieben Ländern (Dänemark, Deutsche Demokratische Republik, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Schweden und als Gastgeber die Bundesrepublik Deutschland) abgehalten. Begleitet wurde der Kongreß von einem Schachturnier, das von 12 Schachspielern aus sieben Ländern bestritten wurde. Auf diesem Kongress in Rheinbreitbach erfolgte die Gründung des "Internationalen Blindenschachbundes", der später die englische Bezeichnung "International Braille Chess Association" (I.B.C.A.) annahm. Heute sind über fünfzig Blindenschachorganisationen aus den verschiedenen Ländern Mitglieder dieser Organisation. 
Quelle: Hans-Gerd Schäfer: "International Braille Chess Association - Die Geschichte der Organisation" (im Internet http//:www.schachkomet.de, 6.3.2013) 






Blinden-Erholungsheim
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach


Blinden-Erholungsheim
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach


Blinden-Erholungsheim
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach


Blinden-Erholungsheim
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach