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Alter Ortskern


Der alte Ortskern von Rheinbreitbach



Rheinbreitbach um 1800 - Eine Gedächtniszeichung von Franz Neunkirchen, gezeichnet 1944 in englischer Kriegsgefangenschaft
Quelle: Heimatmuseum Rheinbreitbach



Herzförmig und eng zusammen präsentiert sich noch heute der alte Ortskern von Rheinbreitbach. Eng schmiegt sich der Ortskern an den im Osten aussichtsreichen Hügel, Koppel, und erstreckt sich von der früheren Waldpforte im Norden bis zum Grendel im Süden.

Graben

Um das ganze Dorf war aus Verteidigungsgründen ein bis zu 9m tiefer Graben gezogen. Der Graben umfasste außer dem Dorf auch Felder, Wein- und Obstgärten. 

Auf der Innenseite des Grabens war ein starker Pfahlbau und ein Schanzwerk errichtet worden. Die Rheinbreitbacher befestigten mit diesem Wallgraben, Pfahlbau und dem Schanzwerk im Mittelalter ihr Dorf, um sich gegen feindliche Angriffe zu schützen. Um 1650 berichtet die alte Chronik über Ausbesserungsarbeiten dieses Schanzwerkes, weil auch hier die Kämpfe des Dreißigjährigen Krieges ihre Spuren hinterlassen hatten. 

Von dem Graben ist heute, weil er ausgefüllt und an die Anleger verkauft wurde,  nicht mehr viel zu sehen. Am deutlichsten erkennbar ist er an den beiden Fusswegen (Am Rumersgraben) von der Hauptstraße, am ehemaligen Rheinbreitbacher Hof bis zur Josefstraße hin. Bei Ausschachtungen zu Neubauten zwischen den beiden Wegen wusste man hier keinen festen Boden zu finden. 

Der Graben führte 

  • von Rumersland nordöstlich bis zur Hauptstraße (früher Chaussee), 
  • 80 Meter entlang des Proffe Pädche,
  • bog weiter nach Südosten ab,
  • führte am Fuße des Koppels vorbei bis zur früheren alten Ölmühle (heute abgerissen, ehemals nördlich des Gesindehauses der Unteren Burg)
  • dann noch eine Strecke am Südabhange des Koppels hin,
  • hinauf zum Grendel
  • von dort nordwestlich zum Büchelstor
  • und weiter in Richtung der Straße Kante nach Rumersland.


Porzen

Vier befestigte Tore, "Porzen" genannt, gewährten Einlass in das Dorf. Diese Eingänge des Ortes waren durch Tore aus massivem Mauerwerk geschützt. Wo die Tore waren, teilen sich heute noch die Wege nach den verschiedensten Richtungen. 
  • Die Wald-Pforte im Nordosten, Kreuzung Straße Vonsbach (früher Vontsbich), Fussweg Unterm Heilig (früher Hende de Heilich), Lötzelingstal
  • Die Rumersland-Pforte (Neutor) im Nordwesten, am ehemaligen Clouthschen/Rheinbreitbacher Hof, Kreuzung Hauptstraße, Am Rumersgraben
  • Die Benden-Pforte im Westen, Kreuzung östliche Rheinstraße (früher Hierschberch), Josefstraße, westliche Rheinstraße (früher Em Benne) 
  • Die Büchels-Pforte im Süden, an der Leonardus-Kapelle bei der ehemaligen Brunnensäule (heute Separatistendenkmal), Kreuzung Hauptstraße (früher Steinwäch), Vorgängerweg Josefstraße, Schulstraße, Neuwieder Straße (früher de Äbich eraff)


Platz der ehemaligen Büchelspforte mit Brunnensäule noch ohne Wegkreuz (ca. 1920er Jahre)
Quelle: Heimatverein Rheinbreitbach



  • Wohl später entstanden gab es noch die Bellberg-Pforte im Westen, Kreuzung Straße Winkel, Josefstraße

Irstorp

Der vom Graben umschlossene alte Kern von Rheinbreitbach scheint aus zwei Dörfern zusammengewachsen zu sein. Darauf deutet der Name Erstorf - im Volksmunde Irstorp genannt - hin. 
Dieser Name kam im 16. und 17. Jahrhundert noch häufig als Flurname für einen Wein- oder Obstgarten oder ein Haus vor und bezeichnet offenbar den ältesten Bestandteil des ganzen Ortes. 

Dieser ist eng zusammengebaut und hat noch an manchen Stellen seinen früheren Charakter als Weinort bewahrt. Oft grenzen hohe Steinmauern mit breitem Einfahrtstor einen Hof zur Straße hin ab. 

Zu beiden Seiten des Hofes stehen Nebengebäude, wie Ställe, Scheunen, Kelterhaus, Schuppen usw. Vom Wohnhaus im Hintergrund kann die Hausfrau das Ganze überwachen. Diese Gebäude wurden fast durchgängig in Fachwerk errichtet. Nur die früheren Klosterhöfe haben gewöhnlich feste Steinmauern. 

Rheinbreitbach zeigt deutlich den verminderten Einfluß der mittelrheinischen Fachwerkbauweise. Es fehlen Mannverstrebungen, Fenstererker, Zwerchhäuser, Schnitzereien, Dekorationen. Vermehrt nachweisbar sind dagegen Ständerbauten und Ständerbaureste. 

Straßen

Die Hauptstraße des Dorfes schneidet sich rechtwinklig mit der von der Pfarrkirche herkommenden Straße. Von Norden kommend hat sie als frühere Jenstraß bis hierhin (Op de Brück) eine für die alten Verhältnisse ansehnliche Breite. Für den heutigen Verkehr beängstigend schmal wird sie dann von hier als früherer Steinwäch bis zum Ausgang des Dorfes im Süden. 

Dagegen ist die von der Kirche herkommende Straße breit, weil sie aus den früher zu beiden Seiten des Baches herführenden Wegen und der heutigen Überdeckung des Breitbaches besteht. 

Die übrigen Straßen, die Burgstraße (früher Nebenstraße, noch früher de Jass) und die Westerwaldstraße (früher Korfjass) sind/waren nur so breit, daß ein Fuhrwerk hindurchfahren kann, dass heißt, sie sind wie die Fuhrwege im Felde nach uraltem Brauch 8 Fuß breit. Zahlreiche enge Gäßchen führen zu den innerhalb des Grabens liegenden Grundstücken oder auch zu breiteren Wegen und damit zu einem Tor hinaus. 



Ortsplan von Rheinbreitbach 1781 
(Quelle: Brungs, Rheinbreitbach, 1952, erweitert um alte Straßennamen durch den Heimatverein Rheinbreitbach)





















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